Nachdem die Offroadabenteuer des letzten Jahres in den Karpaten und auf Island mit teuren Ausfällen endeten, war die beste aller Beifahrerinnen dieses Mal nur unter einer Bedingung wieder mit an Bord: Die Tour sollte harmlos, entspannt und von mediterraner Sonne begleitet sein. Und wo könnte man das besser erleben als in der Toskana – jener Region, die seit Jahrhunderten Maler, Dichter und Genussmenschen gleichermaßen inspiriert?
Unsere Wahl fiel auf eine geführte Toskanatour mit TC Offroad Trekking, einem Anbieter, der sich auf Abenteuer abseits asphaltierter Straßen spezialisiert hat. Am 5. Oktober begann unsere Reise in Monteriggioni, einem der am besten erhaltenen mittelalterlichen Dörfer Italiens. Die vollständig erhaltene Stadtmauer mit ihren 14 Türmen wirkt wie aus der Zeit gefallen – Dante erwähnte Monteriggioni sogar in seiner Göttlichen Komödie. Unser Hotel, das Borgo San Luigi, lag etwas abseits, eingebettet zwischen Olivenhainen und Zypressen, und bot den perfekten Startpunkt für die kommenden Tage: ruhig, weitläufig und typisch toskanisch.
Unser Guide war Niko Schirmer, ein erfahrener Tourleiter, der die meisten Toskanatouren für TC führt. Bei strahlendem Herbstwetter, mit Temperaturen um die 22 Grad, startete unsere Kolonne von zwölf Fahrzeugen – elf Teilnehmer plus Guide. Wie immer bei TC waren alle Wagen mit CB-Funk ausgestattet, was nicht nur für Sicherheit, sondern auch für reichlich Spaß sorgte. Über Funk wurden Hindernisse gemeldet, Routenkommandos gegeben – und ab und zu auch einfach Witze erzählt.
Der erste Tag begann gleich mit einer kleinen Herausforderung: eine steinige Passage, ideal, um die Funktion der Differenzialsperren zu testen. Für Offroad-Neulinge war das der perfekte Einstieg. Die Tour, mit drei von fünf Offroad-Sternen bewertet, hielt genau, was sie versprach: entspanntes Cruisen durch die toskanische Landschaft, gewürzt mit ein paar prickelnden Momenten, wenn es über Geröll oder durch schlammige Passagen ging.
Zum Abschluss des Tages stand ein kulturelles Highlight auf dem Programm: der Besuch der Abtei Badia a Passignano, einem eindrucksvollen Benediktinerkloster aus dem 11. Jahrhundert, das einst ein Zentrum für Wissenschaft und Kunst war. Heute leben dort noch vier Mönche, von denen einer uns persönlich durch die Anlage führte. Besonders beeindruckend: das Refektorium mit dem Wandgemälde des Letzten Abendmahls von Domenico Ghirlandaio, einem Meister der Frührenaissance.
In unserer Gruppe fuhren drei alte Defender, vier Jeeps, ein Ford Bronco, ein Ineos Grenadier, eine G-Klasse und ein Toyota Land Cruiser – ein bunter Mix aus Offroad-Legenden. Beeindruckend, wie souverän die modernen Fahrzeuge wie der neue Defender oder der Grenadier selbst schwierige Passagen meisterten.
Am zweiten Tag wurde es anspruchsvoller. Eine steile, steinige Passage verlangte präzises Fahren, und jedes Fahrzeug wurde einzeln gelotst. Danach folgte die Belohnung: eine Mittagspause in einer kleinen Osteria in Badia Montemuro, einem winzigen Ort bei Radda in Chianti. Leonardo, der Wirt, servierte frische Pasta und hausgemachten Chianti – einfach, ehrlich, köstlich. Radda in Chianti ist übrigens ein malerisches Weindorf im Herzen des Chianti-Classico-Gebiets, bekannt für seine engen Gassen, mittelalterlichen Steinhäuser und die hervorragenden Weine, die hier seit Jahrhunderten gekeltert werden.
Tag drei stand im Zeichen der Erholung: eine gemütliche Halbtagestour durch die südliche Toskana mit einer Verkostung von Olivenöl und Käse auf einem kleinen Landgut. Die Sonne stand golden über den Hügeln, und am Nachmittag blieb sogar Zeit, den gröbsten Staub von den Autos zu waschen.
Am vierten Tag führte uns die Route durch das legendäre Val d’Orcia, eine Landschaft, die wie gemacht scheint für Postkarten und Kinofilme. Weite Hügel, Zypressenalleen, vereinzelte Landhäuser – kaum ein Ort symbolisiert die Toskana stärker als dieses Tal, das zum UNESCO-Welterbe zählt. Mittags hielten wir in Montalcino, der Heimat des berühmten Brunello di Montalcino, einem der besten Rotweine Italiens. Die mittelalterliche Festung des Ortes bot einen grandiosen Blick über das Tal, und in den kleinen Gassen roch es nach Trüffel und geröstetem Brot.
Am fünften und letzten Tag rollten wir gemächlich durch staubige Landstraßen bis nach Monticchiello, einem kleinen Juwel nahe Pienza. Das Dorf, umgeben von alten Stadtmauern, ist berühmt für seine enge Gemeinschaft und das traditionsreiche Laientheater, das jedes Jahr im Sommer die Gassen belebt. Hier endete unsere Tour – mit einem letzten Espresso, einem herzlichen Händedruck und dem stillen Versprechen: Gerne wieder.
Nach fünf Tagen Sonne, Staub, Kultur und Gelassenheit bleibt die Toskana das, was sie immer war: ein Ort, an dem selbst Offroadfahrer zur Ruhe kommen – zwischen Weinbergen, Klöstern und kurvigen Schotterpisten, die mehr Geschichten erzählen als jedes GPS-Logbuch.
P.S. Außer einer mysteriöser Weise fehlenden Niete gab es keine technischen Probleme mit Fendie.